Ich will, dass mein Pferd mir vertraut

18. August 2023

„Ich will das mein Pferd mir vertraut.“ Einen Satz, den ich schon öfter in letzter Zeit gelesen habe. Dahinter verbirgt sich häufig eine tiefe Sehnsucht und ein unbefriedigtes Bedürfniss. Dieses gilt es auf zu spüren, um es in sich selbst zu stillen und voll und ganz anzuerkennen, dass ich dieses Vertrauen gerade nicht bekomme von meinem Pferd. Das kann sich traurig und schmerzhaft anfühlen. Ich erinnere mich daran, dass Pina bis heute eine Grundskepsis gegenüber dem Halfter hat (ich berichtete darüber in einem anderen Post) und mich das Wissen darüber, traurig machte und ein Schuldgefühl in mir entstand, weil ich wusste, alles was sie an Misstrauen entwickelt, einzig auf mich zurückgeführt werden kann. Der Wille, dass sie mir vertraut bedarf immer wieder einem Loslassen, um uns freigeben zu können. So lange etwas gewollt ist, steckt ein unbefriedigtes Bedürfniss dahinter. Dies gilt es zu stillen, um aus einem FreiRaum zusammenkommen zu können in dem alles erlaubt ist. Auch das „Nein-ich kann dir gerade nicht vertrauen. ich konnte dir jahrelang nicht vertrauen, dass meine Bedürfnisse gehört werden, wieso sollte ich dir jetzt vertrauen? Eventuell nutzt du dieses zu einem Selbstzweck?“. Die meisten Pferde machen die Erfahrung, auf dem ganzheitlich friedvollen Weg, dass dieser Weg einem Selbstzweck dient. Einem „Um…zu…“. Als Beispiel: „Ich möchte das mein Pferd mir vertraut, um ein Gefühl der Kontrolle zu behalten.“ Manchmal haben sie auch erfahren, dass der Mensch nicht sicher in der Vergangenheit war und kompromisslos handelte. Hier ehrlich mit sich selbst zu sein, kann sich schambehaftet und schmerzlich anfühlen und gleichzeitig sehr befreiend. Ich lade dich einmal ein, genau hinzuspüren, ob du deine Intention, dass dein Pferd dir vertraut, aus dem Gefühl der Kontrolle oder der Freiheit wählst und dir die ehrliche Frage stellen: „Habe ich mir dieses Vertrauen verdient (habe ich diesem Gefühl entsprechend dienlich interagiert mit meinem Pferd)?“. In der Freiheit, wird sich Vertrauen unkontrolliert gestalten und dein Pferd dich einladen immer wieder Vertrauensvorschüsse in eure gemeinsam erlebten Situationen zu geben. Hier heisst es nämlich, du darfst vertrauen. Du darfst dich hingeben. Du darfst dich liebevoll in den Arm nehmen, wenn du es gerade nicht kannst. Du darfst deinem Pferd sagen, ich habe manchmal Angst vor dir. Du darfst deine (Fremd-)Scham an die Hand nehmen und sie begleiten. Hieraus entsteht Demut und die Möglichkeit deinem Pferd neue Räume zu erlauben das sein ‚Nein‘ zu meist sehr vielen Gemeinsamen Interaktionsanfragen erlaubt und gesehen wird. Denn, wo kann mehr Vertrauen entstehen, als da, wo Grenzen gewahrt werden und man mit ihnen bedingungslos geliebt wirst?